FUCKING FAMILY ist ebenso dokumentarische Stückentwicklung wie Drag-Show – vor allem aber eine glamouröse und feierwütige Ode für die Toten und die Überlebenden der Aids-Pandemie, performt von der grandiosen Drag Queen Reflektra: Sie verkörpert all jene, die längst nicht mehr hier sind, gibt denen eine Stimme, die immer noch stumm bleiben.

In einer zweiwöchigen Residenz beginnt ein queer-feministisches Team um den Autor Marcus Peter Tesch seine Auseinandersetzung mit „der anderen“, grossen Pandemie unserer Zeit: Mit Aids scheint im kollektiven Gedächtnis der Mehrheitsgesellschaft vor allem eine vergangene, historische Episode gemeint zu sein. Eine Episode, von der sie sich selbst nie besonders betroffen sah – stattdessen aber marginalisierte Gruppen wie etwa Schwule, Drogenabhängige, trans Menschen oder Prostituierte. An dieser Wahrnehmung scheint sich bis heute nicht viel verändert zu haben …

Über den Zeitraum der Residenz wird über Interviews und Gesprächen mit Betroffenen untersucht, wie sich die Aids-Pandemie seit ihrem Peak in den 1980er Jahren auch in der Mitte der Gesellschaft verortet – und so auch eine künstlerische Praxis der De-Stigmatisierung entwickelt werden. Und zugleich nach andersartigen Formen von Gemeinschaft und Familie ausserhalb tradierter Kontexte gesucht: Könnte die individuelle Erfahrung einer Krankheit zur Erfahrung von kollektiver Verbundenheit und Auslöser für queere Care-Beziehungen werden? Könnte Familie statt Reproduktion auch Infektion bedeuten? Verpflichtung statt Verwandtschaft?

• Weitere Termine

  So.

  16.10.2022

  —

  18:00

  Tickets

• Info

  Die Recherche-Residenz präsentiert ihre Ergebnisse in einem internen Showing ohne Öffentlichkeit am 16.10.22.

  Wenn ihr Einblicke möchtet: wir teilen die Fotodokumentation und Videoteaser über Social Media und die Berliner Ringtheater Webseite.

• Förderung

  Gefördert durch die Prozessförderung des Fonds Darstellende Künste.

• Credits

• Marcus Peter Tesch

  Konzept, Koordination, Text

• Cristiana Burcea

  Musik

• Sarah Kohm

  Produktionsmanagement, Regie

• Agathe MacQueen

  Bühne, Kostüme

• Joel Small/Reflektra

  Performance

• Nikita Zhukovskiy

  Video

• Toni Petraschk

  Fotos